RHEINBLICK - 3 Fragen 3 Antworten - Helmut Wiesner

 

Wie stehen Sie zur Kappung des Cityrings und warum?

Die Verkehrswege in der Innenstadt verändern sich. Mit dem Neubau der Viktoriabrücke und dem Anschluss an die Rabinstraße zum Beispiel werden sich Verkehrsströme verlagern. Die Baumaßnahmen und Projekte direkt am Bahnhof, u.a. mit neuen Geschäften, einem Hotel, einem neuen Parkhaus und perspektivisch einem neuen attraktiven ZOB erfordern neue Anbindungen und eine Verminderung des Verkehrs direkt vor dem Bahnhof. Wir testen den Linksabbieger am Bertha-von-Suttner-Platz, und die Erfahrungen sind bislang positiv. Es ist also auch von selbst weiter Bewegung im Thema Verkehr und das ist gut.

Für die Zukunft gilt: Weder die Kappung noch die unbedingte Beibehaltung des Cityrings in der heutigen Form sind für sich genommen ein verkehrspolitisches Ziel. Es geht darum, dass man die Verkehre in der Innenstadt klug organisiert. Für mich sind die Ziele: Erreichbarkeit von Parkmöglichkeiten in oder an der Innenstadt, möglichst keine Durchgangsverkehre durch die City lotsen, gute Rahmenbedingungen für Bus und Bahn, attraktive Radwege, Platz für Mobilstationen und Sharing-Angebote, ansprechende städtebauliche Gestaltung mit möglichst viel Platz für Fußgänger.

Es liegt in der Natur der Sache, dass man für diese vielen Ziele im begrenzten Raum der Innenstadt am Ende immer Kompromisse finden muss. Dafür führen wir Gespräche mit den unterschiedlichen Akteuren und sind offen für Ideen. Die Stadtverwaltung arbeitet also beständig an Lösungsmöglichkeiten und besseren Alternativen zum Status Quo der Verkehrsführung. Das ist unsere Aufgabe. Am Ende entscheidet der Stadtrat, was umgesetzt werden soll.

 

Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig bzw. unwichtig, dass die Innenstadt für den motorisierten Individualverkehr gut erreichbar ist?

Die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem MIV muss selbstverständlich gewährleistet sein. Es gibt Lebenslagen, in denen ist das Auto unverzichtbar, sei es privat, zur Anlieferung der Geschäfte oder für das Handwerk. Selbstverständlich gehört zum Erschließungskonzept der Innenstadt auch in Zukunft, dass eine ausreichende Zahl an Stellplätzen in den Tiefgaragen und Parkhäusern der City angesteuert werden können. Bonn ist hier auch trotz der aktuellen Einschränkungen durch die Großbaustellen am Bahnhof gut aufgestellt. Aber: Insgesamt gibt es auch unabhängig von Baumaßnahmen Verkehrsprobleme in der City. Deshalb ist es wichtig, dass wir für den Weg in die Stadt auch attraktive Alternativen bieten: Ausreichend Park+Ride-Plätze, bessere Bus- und Bahn-Verbindungen sowie gute Radwege und Fahrradabstellanlagen. Außerdem profitieren die Innenstadt und ihre Geschäfte von der hohen städtebaulichen Qualität unserer City, die mit den Fußgängerzonen und dem System attraktiver Stadtplätze für gute Rahmenbedingungen sorgt.

 

Wie lässt sich aus Ihrer Sicht die Attraktivität des ÖPNV steigern?

Die Attraktivität des ÖPNV hängt im Wesentlichen vom Angebot, der Zuverlässigkeit des Systems und auch den Tarifen ab. Verbesserungen sind möglich. Beim Angebot brauchen wir in einer wachsenden Region perspektivisch Taktverdichtungen auf den Bus-Hauptverbindungen und im Stadtbahnnetz sowie die Verknüpfung von Bus und Bahn, Fahrrad und Sharing-Angeboten an Mobilstationen. Die Verwaltung hat dazu  auch im Zusammenhang mit Landes- und Bundesförderprogrammen einen umfangreichen Katalog erarbeitet. Im Projekt „Lead City“ für Luftreinhaltung des Bundes schlagen wir darüber hinaus – abhängig von der Ausgestaltung der Bundes-Förderung - Vergünstigungen bei den Tarifen vor, z.B. ein „Wiener Modell“ mit einer Jahreskarte für 365,- Euro.

Die Infrastruktur für den ÖPNV muss ausgebaut werden. Das betrifft vor allem das regionale Stadtbahnnetz. Derzeit arbeitet die Verwaltung zum Beispiel detaillierter an der rechtsrheinischen Stadtbahn von Beuel nach Niederkassel und an der Stadtbahnverlängerung Buschdorf. Aber auch neue Wege müssen gegangen werden. Dazu gehört für mich die Erweiterung unseres ÖPNV-Netzes durch ein Seilbahnsystem. Dieses erlaubt insbesondere die Ergänzung und Verknüpfung des Radialnetzes mit attraktiven Querverbindungen. Dazu sollen im Laufe des Jahres die detaillierten Pläne und Kosten-Nutzen-Berechnungen erarbeitet werden. Voraussetzung dafür, dass solche Maßnahmen umgesetzt werden können ist, dass die Stadt Bonn in die Lage versetzt wird entsprechende Kosten tragen zu können. Deshalb hoffe ich, dass Bund und Land NRW sich nicht zuletzt anlässlich der Debatte um Fahrverbote bald für eine nachhaltige und auskömmliche finanzielle Ausstattung der Kommunen zum Ausbau und Betrieb des ÖPNV entschließen.

Auch direkt könnten Bund und Land einiges tun: Denn für die Mobilität der Region ist die Eisenbahn mit S-Bahnen und Regionalzügen genauso wichtig. Hier sollten Land und Bund einen schnelleren Bau der S 13, die baldige Elektrifizierung und den Ausbau der S 23 und einen S-Bahn-Ausbau auf der linken Rheinstrecke in Angriff nehmen. Dafür setzen sich die städtische Politik und auch die Stadtverwaltung auf allen Ebenen ein.

 

Biografische Angaben:

Helmut Wiesner leitet seit 01. Mai 2016 als Beigeordneter der Bundesstadt Bonn das neu gebildete Dezernat für Umwelt, Stadtplanung und Verkehr und führt die Bezeichnung Stadtbaurat. Er ist verheiratet und hat 3 Kinder.

An der Universität Dortmund hat er Raumplanung studiert. Nach seinem Studium war er für ein Planungsbüro tätig. Danach hat er seine berufliche Laufbahn in unterschiedlichen Positionen bei der Stadt Brühl, der Stadt Bornheim und zuletzt als Beigeordneter bei der Stadt Troisdorf fortgesetzt. Der Wechsel von der Stadt Troisdorf zur Bundesstadt Bonn war für ihn die besondere Herausforderung, da es galt, durch die Zusammenlegung des Umwelt- und Planungsdezernates bei der Umsetzung vieler Projekte die unterschiedlichen Anforderungen miteinander in Einklang zu bringen.

Herr Wiesner vertritt die Bundesstadt in diversen Verbänden und Aufsichtsräten und ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der bonnorange AÖR. Darüber hinaus ist er Prüfer im Prüfungsausschuss beim Oberprüfungsamt Bonn für das technische Referendariat und bringt dort seine umfangreiche Praxiserfahrung ein.

 

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