RHEINBLICK - 3 Fragen - 3 Antworten: 2017 - 1 - 3

Msgr. Wilfried Schumacher (Stadtdechant & Münster-Pfarrer)

 

1. Was ist das Wichtigste, das Sie Ihre eigene Schulzeit gelehrt hat?

Ich bin in einer Zeit zur Schule gegangen, in der es keine Grund- und Leistungskurse gab und in der man auch keine Schulfächer abwählen konnte. Stattdessen gab es eine breite Allgemeinbildung in den Sprachen, natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann schaue ich voll Dankbarkeit auf diese Vielfalt, bei der mich auch das eine oder andere Fach natürlich mehr oder weniger interessiert hat. Mir wurden dadurch Horizonte eröffnet. Das sehe ich als das Wichtigste an. An ein Fach denke ich dabei besonders gerne zurück: In "Kunst" hatten wir einen Lehrer, der uns die kunstgeschichtlichen Zusammenhänge eröffnet hat. Das hat mich neugierig auf eine Welt, die mir bis dahin verschlossen war. Das ist bis heute so geblieben.

 

2. Universitäten wie Ausbildungsbetriebe klagen, dass Schulabgänger*innen heute schlechter vorbereitet seien als ehedem. Lehrt die Schule an der Lebenswirklichkeit vorbei?

Schon in meiner Zeit als Hochschulpfarrer an der Universität Düsseldorf habe ich festgestellt, dass die Studierenden einerseits mit einem großen schulischen Spezialwissen ausgestattet waren, andererseits sich die Hochschulen wegen dieser Spezialisierung eine Dimension der Schulbildung erhofften, die trotzdem nicht gegeben war. Schon damals fehlte eine breite Allgemeinbildung, die die vielfältigen Dimensionen des Lebens abbildet. Ich nehme wahr, dass viele Schulabgänger*innen sich schwer tun mit einer Berufsentscheidung, da sie zu einem Zeitpunkt zu einer Spezialisierung veranlasst wurden, an dem ihnen die notwendige Reife dazu noch fehlte.

 

3. Über welche Kenntnisse und Kompetenzen müssen aus Ihrer Sicht alle Menschen einer Gesellschaft verfügen, damit Zusammenleben funktioniert?

Jenseits der eigenen Spezialisierung halte ich eine Offenheit für Zusammenhänge aus anderen Wissensbereichen für notwendig. Wir benötigen den gegenseitigen Respekt vor der Kompetenz und der Fähigkeit des anderen. Menschen müssen neugierig bleiben und offen sein für Neues, bereit, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Neben der fachlichen Bildung ist die Herzensbildung notwendig, die das Individuum fähig macht, mit anderen zusammenzuleben.

 

Biographische Angaben:

Msgr. Wilfried Schumacher (67) ist seit 1998 Stadtdechant in der Bundesstadt Bonn und Pfarrer am Bonner Münster sowie seit 2000 Leiter der katholischen Citypastoral Bonn. Mit der Fusion der bisher vier Dekanate in Bonn zum 1. Januar 2017 ernannte ihn der Kölner Erzbischof auch zum kanonischen Dechanten.

Msgr. Wilfried Schumacher wurde 1949 in Bonn geboren und wuchs im Stadtteil Endenich auf. Nach dem Studium der katholischen Theologie in Bonn und München wurde er 1974 durch Erzbischof Josef Kardinal Höffner im Kölner Dom zum Priester geweiht. Nach Stationen in Euskirchen und Köln Buchforst war er von 1978 bis 1981 Diözesanreferent für Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden. 1981 wurde er Pfarrer in Ägidienberg im Siebengebirge, bevor er 1988 als Hochschulpfarrer nach Düsseldorf ging. Während dieser Zeit machte er eine Ausbildung zum geistlichen Begleiter.

Das Stadtdekanat Bonn ist Teil der Katholischen Kirche und eines der 16 Stadt- und Kreisdekanate im Erzbistum Köln. Hier leben 120.500 Katholiken (Gesamtbevölkerung Bonn: 320.000).

 

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