RHEINBLICK - 3 Fragen 3 Antworten - Rainer Bohnet

 

1. Bonn droht der Verkehrskollaps. Wie lösen Sie das Stau-Problem?

Zunächst ist es wichtig, nicht ständig und gebetsmühlenhaft immer wieder vom drohenden Verkehrskollaps zu sprechen. Natürlich verschärfen die anstehenden Brückensanierungen bzw. Brückenneubauten (Tausendfüßler) die Situation und ist es entscheidend, den ÖPNV massiv auszubauen. Dies muss in enger Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg- Kreis, dem Kreis Ahrweiler und mit der Stadt Köln abgestimmt und umgesetzt werden. Konkret geht es mir dabei um Taktverdichtungen auf den Stadtbahnlinien 16, 18 und 66 sowie bei den Regionalbahnlinien auf beiden Seiten des Rheins. Parallel dazu müssen m.E. die Planungen für eine urbane Seilbahn zwischen dem Venusberg, dem UN-Campus, Ramersdorf und dem Ennert forciert werden. Auch Wasserbusse auf dem Rhein sowie die Einbeziehung der Rheinfähren in den VRS-Tarif sollten entlastend wirken.
Da die Fahrpreise des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) zu den höchsten in Deutschland gehören und äußerst komplex sind, müssen sie dringend fahrgastfreundlicher und entfernungsabhängig gestaltet werden. Die Fahrradmitnahme auf den Steigungsstrecken muss grundsätzlich jederzeit erlaubt sein und die Kurzstreckentickets müssen bis zu den örtlichen Einkaufszentren gelten. Auch für ein Bürgerticket gibt es bereits Ideen. Sie müssen mit dem Ziel einer baldigen Umsetzung geprüft werden.
Ganz entscheidend ist für mich natürlich auch die massive Förderung des regionalen Fahrradverkehrs. Dazu gehören Radschnellwege zwischen Bornheim/Alfter und Bonn und zwischen Bonn, Sankt Augustin und Siegburg/Troisdorf. Die neue Radstation am Bonner Hauptbahnhof muss schnellstmöglich gebaut werden und an den Bahnhöfen Bad Godesberg und Beuel sollten kleinere Radstationen eingerichtet werden. In enger Abstimmung mit dem politisch beschlossenen Radverleihsystem könnten hierbei wichtige Synergien entstehen.
Neben den Infrastrukturmaßnahmen wäre ein betriebliches Mobilitätsmanagement von großer Bedeutung. Das fängt damit an, dass bei der Stadt Bonn rasch eine entsprechende Arbeitsstelle eingerichtet wird und dass darüber hinaus die großen Bonner Arbeitgeber (Post, Telekom) ein betriebliches Mobilitätsmanagement einführen.
Mittel- und langfristig müssen die für den ÖPNV-Bedarfsplan NRW durch die Stadt Bonn und den Rhein-Sieg- Kreis angemeldeten Verkehrsprojekte strukturell weitergeplant werden. Dazu gehört z.B. eine rechtsrheinische Stadtbahn von Beuel über Niederkassel nach Köln.
Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) findet sich das Projekt einer neuen Rheinbrücke zwischen Niederkassel und Wesseling/Köln-Godorf. Hierfür gibt es einen bemerkenswerten politischen Konsens in der Region Köln/Bonn. Diese Brücke sollte auch eine den Rhein querende Schienenverbindung für eine Stadtbahn, für den Fernverkehr und den Schienengüterverkehr beinhalten. Hierdurch könnte u.a. der Bonner Norden auf der Schiene mit dem Flughafen Köln/Bonn verbunden werden.
Die innerstädtische Parksituation für private PKWs muss durch unpopuläre Maßnahmen angepackt werden. So sollte das Parken von PKWs im öffentlichen Straßenraum grundsätzlich kostenpflichtig sein.


 
2. Gerade in der Großstadt ist das Teilnehmen am Straßenverkehr mitunter gefährlich. Was sind Ihre Ideen zur Unfallvermeidung?

Zur Vermeidung von Unfällen muss im Stadtgebiet ein generelles Tempolimit von 30 km/h gelten.
Darüber hinaus müssen die Verkehrswege von Kraftfahrzeugen, Fahrrädern und Fußgängern weitgehend getrennt und kreuzungsfrei voneinander geführt werden. Und natürlich fährt man erheblicher sicherer und entspannter, wenn man gegenseitige Rücksichtnahme übt.

 

3. Die Feinstaubbelastung in Bonn ist immanent. Wie bekommen wir diese aus Ihrer Sicht in den Griff?

Die „Dieselstinker“ müssen aus der Innenstadt verbannt werden. Ich halte es im übrigen für völlig anachronistisch, dass wir Autos immer noch mit Verbrennungsmotoren antreiben. Deshalb ist es zukunftsträchtig, dass die Stadtwerke Bonn (SWB) mittelfristig ihre Busflotte komplett auf E-Busse umstellen wird. Und in den Köpfen der Menschen muss die völlig vernachlässigte Vermeidung von Verkehr wieder ins Bewusstsein kommen. Denn warum müssen viele Kinder jeden Morgen mit dem Auto in die Grundschulen und in die Kindergärten gefahren werden?

 

Biografische Angaben:

Rainer Bohnet ist 58 Jahre alt, verheiratet, Vater einer erwachsenen Tochter und seit Jahrzehnten verkehrspolitisch aktiv. Er trat 1975 in den Dienst der Deutschen Bundesbahn ein und war als Fahrdienstleiter und Aufsichtsbeamter im Bonner Hauptbahnhof und später als freigestellter Personalrat bei der Bundesbahndirektion Köln tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit gestaltete er die Bahnreform aktiv mit und vertrat hierbei deutschlandweit die Interessen der DB-Mitarbeiter*Innen. 1999 schied Rainer Bohnet freiwillig aus dem Beamtenverhältnis aus und übernahm anschließend die Geschäftsführung bei der von ihm gegründeten RSE Rhein-Sieg- Eisenbahn GmbH, die unter seiner Leitung viele innovative Konzepte zur erfolgreichen Reaktivierung von Eisenbahnstrecken und der Verlagerung von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene umsetzte. Seit 1987 ist Rainer Bohnet Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Bonn, zum wiederholten Mal Kreisvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Mitglied des DGB-Kreisvorstands Bonn/Rhein-Sieg und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Holzlar-Hoholz. Er leitet das Bonner Politik-Forum und hat die Kinderstadt Mini-Tabu in Bonn-Tannenbusch initiiert.

 

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